Lukes Logistik Update #3
Alles wichtige Rund um Logistik
Herzlich willkommen zur dritten Ausgabe von Lukes Logistik-Update. Ich bin Lukas Petrasch, Mitgründer von Cargoboard, und ich möchte euch möglichst schnell und prägnant einige aktuell wichtige Logistikthemen vorstellen. Zunächst werfen wir einen Blick auf die globale Logistiksituation. Dabei beobachten wir schon seit längerem eine abnehmende Nachfrage auf der Route Asien nach Europa und ein gleichzeitiges Überangebot an Transportkapazitäten. Anschließend widmen wir uns dem Thema Straßenmaut. Wir analysieren die aktuellen Veränderungen in Deutschland und werden einen Blick auf unser Nachbarland Österreich. Abschließend gehen wir auf das wichtige Thema der Dekarbonisierung in der Logistikbranche ein. Wir erörtern, welche Ansätze es gibt und wie die Zukunft aussehen könnte.
Einmal die Themen dieses Updates im Schnelldurchlauf:
Lukes Logistik Update #3 in Videoform
Alle wichtigen Themen aus Lukes Logistik Update #3 sind hier in Videoform zusammengefasst:
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Globale Logistik im Wandel
Schon seit Monaten erleben wir eine signifikante Transformation auf den Frachtrouten zwischen Asien und Europa, getrieben durch eine nachlassende Nachfrage und einem Anstieg der Transportkapazitäten infolge der Fertigstellung neuer MegaMax-Containerschiffe.
Schwächelnde Nachfrage
Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine lassen die europäischen Staaten nicht unberührt. Mit steigender Inflation kämpfend, zeigen die neuesten Wirtschaftsprognosen der Europäischen Kommission, veröffentlicht am 11. September, eine abwärtsgerichtete Wirtschaftsleistung für die Europäische Union.
In ihrer Erklärung betont die Kommission, dass „die Inlandsnachfrage, insbesondere der Konsum, stärker unter Druck steht als erwartet, was auf die hohen und weiter steigenden Preise für Waren und Dienstleistungen zurückzuführen ist.“ Das prognostizierte reale BIP-Wachstum der EU für das Jahr 2023 liegt nun bei lediglich 0,8%, im Gegensatz zu einem erwarteten Wachstum des US-BIP von 2,4%. Einer der stärksten Treiber dieser Entwicklung ist Deutschland, welches von der EU in einer Rezession gesehen wird.
Gestiegene Transportkapazitäten
Die Inbetriebnahme der neuen Megamax-Schiffsklasse hat deutliche Effekte auf die Transportkapazitäten mit sich gebracht. Mit einer Länge von über 400 Metern und einer Breite von über 60 Metern haben diese Giganten eine Kapazität von fast 24.000 TEU.
Erklärung TEU: TEU steht für „Twenty-foot Equivalent Unit“ und beschreibt einen standardisierten Zwanzig-Fuß-Container. Ein Zwanzig-Fuß-Container ist etwas mehr als 6 Meter lang, 2,4 Meter breit und 2,6 Meter hoch. Neben dem TEU gibt es auch die Einheit FEU, welche einen Vierzig-Fuß-Container mit einer Länge von etwas mehr als 12 Metern bezeichnet.
Die neuen Schiffe der Megamax-Klasse sind speziell für den Verkehr zwischen Asien und Europa konzipiert und haben die Transportkapazitäten in den letzten Monaten um rund 190.000 TEUs pro Monat erhöht – die höchste jemals verzeichnete Steigerungsrate. Diese Dynamik mündet in einem Markt mit Überkapazitäten, der die Branche noch geraume Zeit prägen dürfte.
Preisrückgänge als Resultate
Eine Analyse der historischen Spot Rates offenbart, dass die aktuellen Tarife deutlich unter dem Vor-Corona Niveau liegen nahe dem All-Time Low von 2015/16. Parallel dazu verzeichnen auch die Contract Rates einen Abwärtstrend, mit einer Preisreduktion von 69 Prozent im Jahresvergleich.
Erklärung Spot-Rate: Die Spot-Rate ist eine einmalige Gebühr für den Transport einer Sendung per Schiff oder Flugzeug. Sie gilt in der Regel nur für eine bestimmte Sendung und ist oft auf ein spezifisches Transportmittel oder einen bestimmten Zeitraum beschränkt. Spot-Frachtraten unterliegen täglichen Schwankungen, abhängig von den Marktbedingungen.
Quellen:
Tagesschau, 2023
Freight Waves, 2023
The Loadstar, 2023
Erhöhung der LKW-Maut in Deutschland
Vielleicht habt ihr bereits durch die Medien oder unser Informations-Mailing davon erfahren: Deutschland steht vor einer Mauterhöhung für Lastkraftwagen. Ab dem 1. Dezember 2023 wird die LKW-Maut um eine CO2-Komponente erweitert. Zusätzlich wird die Mautpflicht im Sommer nächsten Jahres auf kleinere LKW ausgeweitet, sodass Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse von 3,5 Tonnen ebenfalls betroffen sein werden. Langfristig könnte eine Ausdehnung auf Fahrzeuge ab 2,5 Tonnen erfolgen.
Die Bundesregierung verfolgt mit dieser Maßnahme das Ziel, die gesamte Logistikbranche in eine nachhaltigere Richtung zu lenken. Es soll die Wettbewerbsfähigkeit von alternativ angetriebenen LKW gestärkt und gleichzeitig finanzielle Mittel generiert werden, die in den Ausbau des Schienennetzes fließen sollen. Doch diese Mauterhöhung stößt in Teilen der Branche auf erheblichen Widerstand.
Kritiker der Mauterhöhung bemängeln, dass die erhoffte Lenkungswirkung ausbleiben wird, da es derzeit kaum realistische Alternativen gibt. Aktuell sind nur 0,03% der LKW auf deutschen Straßen elektrisch angetrieben. Die Umstellung des gesamten Fuhrparks von über 800.000 LKW wird Jahre in Anspruch nehmen. Zudem sind E-LKW momentan etwa 3,5-mal so teuer wie ihre Diesel-Pendants und die benötigte Ladeinfrastruktur für schnelles Aufladen während der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten ist noch nicht flächendeckend vorhanden. Zahlreiche europäische LKW-Hersteller arbeiten daran, ab 2024 ein breiteres Spektrum an E-LKW anzubieten, darunter auch Modelle für den Fernverkehr.
Die zusätzlichen Kosten durch die Mauterhöhung werden sich bis 2027 auf rund 28 Milliarden Euro belaufen. Zunächst werden die Transportunternehmen diese Mehrkosten tragen müssen. Angesichts der notwendigen Investitionen in Infrastruktur und Fuhrpark steht die Branche vor großen finanziellen Herausforderungen. Insbesondere in der aktuellen wirtschaftlichen Lage, geprägt von hoher Inflation und mäßigem Wirtschaftswachstum, besteht die Gefahr, dass diese Kosten letztendlich auf die Verbraucher abgewälzt werden.
Quelle:
Bundestag, 2023
CO2-Maut in Österreich
Auch Österreich setzt eine CO2 Maut um und will so der EU-Wegkostenrichtlinie nachkommen. Innerhalb weniger Jahre sollen merklich weniger Schadstoffe durch LKW ausgestoßen werden. In der Praxis bedeutet dies, dass Fahrzeuge mit einer technisch zulässigen Gesamtmasse von über 3,5 Tonnen zukünftig mautpflichtig sein werden.
Anders als die deutsche Bundesregierung, hat sich Österreich für eine schrittweise Einführung der CO2-Maut in den Jahren 2024 bis 2026 entschieden. Auch bis zum Ende dieses Zeitraums wird man in Österreich jedoch nicht den Wert von 70 Euro pro Tonne CO2 erreichen, wohingegen die EU-Wegkostenrichtlinie einen Rahmen von bis zu 200 Euro pro Tonne CO2 vorsieht. Parallel dazu passt Österreich die Strecken- und Sondermauten um 8,6 Prozent inflationsbedingt an.
Für das Jahr 2028 ist eine maßgebliche Entlastung für emissionsfreie Fahrzeuge geplant: Fahrzeuge, die auf Batterie- oder Wasserstoffbasis betrieben werden, sollen dann eine 75-prozentige Ermäßigung auf die Maut erhalten. Österreich entscheidet sich also bewusst für einen vermeintlich wirtschaftsschonenderen Ansatz als Deutschland. Welcher Weg und welche Maßnahmen sich als richtig erweisen, werden wir in der Zukunft sehen können.
Quelle:
Der Standard, 2023
Dekarbonisierung in der Logistik
Die Logistikbranche steht vor einer ihrer größten Herausforderungen: der Dekarbonisierung. Es ist ein komplexes Unterfangen, welches vielschichtige Strategien und innovative Ansätze erfordert.
- Optimierung vorhandener Kapazitäten: Es ist essenziell, bestehende Ressourcen effizienter zu nutzen. Hierbei spielen Innovationen wie die Zulassung von Gigalinern auf deutschen Straßen und fortschrittliche Softwarelösungen für optimierte Routenplanung eine zentrale Rolle. Dies kann zu einer besseren Auslastung und somit auch zu einer signifikanten Reduktion von CO2-Emissionen beitragen.
- Alternative Kraftstoffe: Kraftstoffe wie HV100 bieten beeindruckende Potenziale, schnell und ohne technischen Umbau CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent zu reduzieren. Trotz dieser Vorteile finden sie in den Strategien der Bundesregierung bislang wenig Beachtung. Die Gründe hierfür sind vielfältig: die eingeschränkte Verfügbarkeit, der hohe Preis und die Intention, diese Kraftstoffe vorrangig in Sektoren zu nutzen, in denen eine Elektrifizierung schwer umsetzbar ist, wie beispielsweise in der Schifffahrt oder im Luftverkehr. Die Entwicklung in diesem Bereich bleibt spannend und offen.
Elektrifizierung des Landfrachtverkehrs
Hier liegt das unbestrittene Hauptziel. Eine deutliche Zunahme im Einsatz von E-LKW wird für das Jahr 2025 erwartet, wenn eine breitere Palette an Fahrzeugen verfügbar sein wird und die Ladeinfrastruktur zumindest auf den Hauptverkehrsrouten gesichert ist. Ein neues EU-Gesetz legt fest, dass die Mitgliedstaaten LKW-Ladeparks in Abständen von 60-100 km entlang der Hauptautobahnen installieren müssen. Wie schnell und in welchem Umfang eine flächendeckende Ladeinfrastruktur realisiert werden kann, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab und ist Gegenstand intensiver Diskussionen. Der europäische Lobbyverband ACEA fordert beispielsweise eine viermal höhere öffentliche Ladekapazität, als von der EU-Kommission für die Erfüllung der CO2-Grenzwerte für notwendig erachtet wird.
Nach Analysen von der T&E (Europäische Umweltdachorganisation Transport & Environment) wird Deutschland bis 2030 über 3,87 THW Ladenergie pro Jahr für schwere Nutzfahrzeuge verfügen. Dies würde theoretisch ausreichen, um eine 65-prozentige Reduzierung der LKW-CO2-Emissionen zu erreichen.
„LKW-Hersteller betreiben eindeutig Panikmache, wenn sie behaupten, dass es nicht genügend öffentliche Ladestationen geben wird. Laden ist kein Hindernis für ehrgeizigere Klimaziele im LKW-Sektor. Die vorgesehenen Ausbauziele werden bis 2030 genügend Ladestationen für die vorgeschlagenen CO2-Flottengrenzwerte schaffen und machen es möglich, die Ziele noch weiter nach oben zu setzen", kritisiert Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E Deutschland.
Die Überwachung und Weiterverfolgung der Entwicklungen in der Elektrifizierung der Logistikbranche wird entscheidend sein, um sicherzustellen, dass die Ziele erreicht werden und die Dekarbonisierung der Branche voranschreitet. Nur durch kontinuierliche Anstrengungen und Investitionen in nachhaltige Technologien und Infrastrukturen kann eine umweltfreundlichere und effizientere Logistik realisiert werden.
Mein Fazit
Die Branche befindet sich in einem Wandel, geprägt durch regulatorische Änderungen und den Druck zur Reduktion der CO2-Emissionen. Trotz Herausforderungen gibt es Fortschritte, vor allem durch die Einführung alternativer Kraftstoffe und den Ausbau der Elektromobilität.
Die Entwicklung hin zu einer grüneren Logistik wird sich weiter beschleunigen, erfordert jedoch weitere Investitionen in Technologie und Infrastruktur sowie eine Anpassung an veränderte Marktbedingungen.
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